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Englisch in der Grundschule – sinnvoll oder nicht?

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Gute Fremdsprachenkenntnisse sind in der modernen Arbeitswelt unverzichtbar, das ist jedem bewusst. Dass eben solche Fremdsprachen irgendwann gelernt werden müssen, ist auch jedem klar.

Seit längerer Zeit ist die breite Meinung dazu: Je früher, desto besser. Frei nach dem Spruch ‘Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr’ wurde in den letzten Jahren flächendeckend Englischunterricht an allen deutschen Grundschulen eingeführt. Inzwischen ist der Sprachunterricht auch schon in einigen Kindergärten angekommen. Jedoch werden trotz dieser Entwicklungen in letzter Zeit die Stimmen wieder lauter, dass ein verfrühter Lernbeginn einer Zweitsprache nicht so positiv ist, wie es für lange Zeit angenommen wurde.

Seit dem Schuljahr 2004/2005 flächendeckend in deutschen Grundschulen unterrichtet: Englisch

Seit Ende der Neunziger und Anfang des neuen Jahrtausends wurde nach und nach der Erwerb der ersten Fremdsprache von den weiterführenden Schulen auf die Grundschule verlagert. Bundesländer wie Hamburg und Baden-Württemberg begannen als erste damit, während die anderen bald darauf folgten. Im Schuljahr 2004/05 war es dann soweit: In ganz Deutschland wurde an Grundschulen den Kindern die erste Fremdsprache beigebracht. Während es meistens Englisch ist, gibt es in einigen Teilen des Landes auch Angebote für Französisch, Türkisch, Niederländisch oder gar Chinesisch oder Arabisch. Sogar bilinguale Grundschulen haben sich in einigen Teilen Deutschlands etabliert. Dort wird nicht nur zwei bis drei Stunden die Woche die gewählte Fremdsprache unterrichtet, sondern ein Großteil des Unterrichts in dieser Sprache gehalten. Diese Entwicklung zum immer früheren Lerneinstieg setzt sich sogar weiter fort: Immer mehr Kindergärten bieten bereits erste Programme für die Kleinen an, mit denen ihnen spielerisch die erste Fremdsprache beigebracht werden soll.

Von Experten und Pädagogen einst empfohlen: Druckfreies frühes Sprachen-Lernen

Anfangs waren viele Eltern und Lehrer skeptisch, ob ein so früher Einstieg für die Kinder auch sinnvoll wäre. Studien belegten jedoch, dass der bestmögliche Zeitpunkt zum Erwerb einer Sprache im frühen Kindesalter liegt. Ab dem 7. Lebensjahr nimmt die Lernfähigkeit des Gehirns was Sprachen angeht rapide ab, was dazu führt, dass Fremdsprachen langsamer erlernt werden. Als logische Schlussfolgerung daraus begann man damit, bereits in der Grundschule Englisch zu unterrichten. Man versprach sich davon einen Vorteil für diese zweisprachig erzogenen Kinder, die ihren Altersgenossen vorraus waren.
Um jedoch die Kleinen nicht zu sehr zu überfordern, wird für den Unterricht in Englisch meist keine Note vergeben oder aber diese ist nicht von Bedeutung für die Versetzung. Zwei bis drei Stunden pro Woche sind die Norm. Der Unterricht besteht aus einfachen Übungen der Aussprache und dem ersten spielerischen Erlenen von Vokabeln und Grammatik. Die Grundschule soll schließlich noch ein angenehmer Teil der Kindheit sein und keinen unnötigen Stress verursachen. Während einige Schulen erst ab der dritten Klasse Englisch oder eine andere Sprache anbieten anbieten, unterrichten andere diese schon ab der ersten.

In der Praxis: Unstimmigkeiten und mangelnde Fortbildung

Die Probleme kamen zusammen mit dem flächendeckenden Fremdsprachenunterricht an der Grundschule an. So beklagen viele Lehrer und Experten, dass die Kultusminster der Länder nicht einmal einheitliche Richtlinien und Standards entwickelt haben. Das bedeutet, dass es keinen universell festgelegten Endstand gibt, den die Kinder mit ihren Kenntnissen erreicht haben müssen. Nach vier Jahren Englisch kann ein Kind aus Nordrhein-Westfalen daher ganz andere Dinge wissen, als ein gleichaltriges aus Sachsen-Anhalt. Auch bei den Lehrkräften besteht noch Nachholbedarf. Nur wenige Lehrer einer Grundschule sind gut genug ausgebildet, um die jeweilige Fremdsprache zu unterrichten. Teilweise werden nur kurze Schnellkurse von wenigen Wochen von ihnen verlangt, um sie Englisch unterrichten zu lassen.

Das, was Pädagogen und Sprachforscher jedoch am meisten bemängeln, ist die viel zu kurze Unterrichtszeit. Mit nur zwei, maximal drei Stunden Unterricht pro Woche könne eine Fremdsprache nicht effektiv beigebracht werden, so die Experten. Das wenige Wissen, das so erlangt wird, sei verschwindend gering. In ersten Befragungen hatten auch Lehrer von weiterführenden Schulen keinen besseren Kenntnisstand von ihren Schülern feststellen können. Englisch in der Grundschule habe daher nur einen geringen Nutzen, sofern nicht massiv an der Umsetzung gearbeitet wird.


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